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Bis Ende April sollen die Abrissarbeiten vollständig beendet sein, damit ab Mai mit dem Aufbau begonnen werden kann.

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Halbzeit beim Abriss

Lokales

 

Vegesack. Michael Lück hat viele Handyfotos vom Hartmannstift. Bis er das gefunden hat, was er zeigen will, kann es deshalb dauern. Mehrmals wischt er mit dem Finger über den Bildschirm. Und jedes Mal tauchen Bilder auf, um kurz danach wieder zu verschwinden: hier der Klinkerbau mit Vordach. Dort ohne. Hier das Gebäude mit Anbau. Dort ohne. Hier der Eingang mit Treppenanlage. Dort ohne. Vorher, nachher – Lück hält alles fest. Das bringt sein Job so mit sich. Er leitet den Umbau des früheren Vegesacker Krankenhauses. Und den Teilabriss auf dem Grundstück. Die Hälfte, sagt er, ist jetzt geschafft.

Als Erstes fiel der rechte Seitenflügel. Dann folgten das alte Heizwerk samt Schornstein auf der Rückseite und die frühere Dachterrasse inklusive der Säulen auf der Vorderseite. Auch beim linken Anbau hat Stefan Knoblich inzwischen etwas  weggenommen. Er ist der Maschinist des Abrissbaggers. Knoblich nennt ihn Multi-Carrier, weil er mehr kann als Häuser in Trümmer legen. An diesem Nachmittag reißt der 42-Tonner nichts ein. Er sortiert. Der Maschinist lässt den Hydraulikarm mit Greifer rauf- und runtergehen, um Betonbrocken von meterlangen Metallstreben zu lösen. Alles muss fürs Recyceln getrennt werden. Der Lastwagen zum Abtransport wartet schon.

Man könnte auch sagen, dass Knoblich Platz für die nächsten Abriss-Etappen schafft. Auf der Baustelle gibt es immer mehr Berge aus Klinkersteinen, Holz, Metall und Kunststoffsäcken – und darum immer weniger Platz zum Rangieren des Multi-Carriers. In der nächsten Woche will Projektleiter Lück, dass der Bagger seinen Standort verändert und damit beginnt, den linken Anbau des Hartmannstifts zum Einsturz zu bringen. Knoblich soll sich dabei von hinten nach vorne durch den mehrgeschossigen Seitenflügel arbeiten. Und weil der wesentlich größer ist als der linke, wird es nach Lücks Rechnung auch länger dauern, bis er weg ist: drei Wochen statt eine Woche.

Es ist nicht der einzige Grund, warum der Projektleiter dreimal so viel Zeit für den zweiten Anbau veranschlagt als für den ersten. Das Gebäude steht – anders als das andere – nicht frei, sondern direkt am Nachbargrundstück und direkt an der Gerhard-Rohlfs-Straße. Mit der Folge, dass der Maschinist vorsichtiger arbeiten muss als auf der anderen Seite. Um Passanten auf Abstand zu halten, ist der Bürgersteig inzwischen gesperrt. Lück geht davon aus, dass auch die Fahrbahn und ein Abschnitt des Parkstreifens kurzzeitig abgeriegelt werden müssen, wenn der Abrissbagger die letzte und damit dem Verkehr am dichtesten gelegene Mauer zum Einstürzen bringt.

Obergeschoss kommt weg

Der letzte Akt des Abrisses ist das nicht. Hat der Multi-Carrier auch den zweiten Anbau kleingemacht, um das Stiftsgebäude wieder in seinen Originalzustand zu versetzen, geht es auf dem hinteren Teil des ein Hektar großen Grundstücks weiter. Mit dem Tunnel, der die frühere Klinik mit dem dahinter liegenden Schwesternwohnheim verbindet. Und mit dem Schwesternwohnheim selbst. Nach Lücks Zeitplan sollen bis Ende April die Abrissarbeiten abgeschlossen sein, was ebenfalls bedeutet, dass im nächsten Monat das Hartmannstift nicht nur schmaler geworden ist, sondern zugleich niedriger. Auch das Obergeschoss ist später dazugekommen und soll deshalb weg.

Läuft alles glatt, kann Lück ab Mai machen, was er am häufigsten macht: das Auf- statt das Abbauen koordinieren. Der Projektleiter arbeitet für die Procon-Gruppe. Er setzt um, was die Nordbremer Ingenieursgesellschaft mit der ELB Real Estate GmbH, einer Lürssen-Tochter, entwickelt hat: ein Quartier, das auf 65 Wohnungen, eine Kita und eine Pflegeeinrichtung kommt. Das aus sechs Neubauten und einem Altbau besteht. Und das so gestaltet werden soll, dass sich die Gerhard-Rohlfs- und die Albrecht-Roth-Straße quasi verbinden: Die Architekten haben quer über das Grundstück einen Rad- und Fußweg vorgesehen. Und Garagen unter den Gebäuden, um die Autos der Anwohner verschwinden zu lassen.

Lück rechnet damit, dass Ende übernächsten Jahres alles fertig ist – und das neue Quartier dann so aussieht, wie es die Entwürfe für das 20-Millionen-Euro-Projekt seit Langem zeigen: ein dreigeschossiges Hartmannstift, flankiert von ähnlich hohen Gebäuden rechts und links. Mit einem runden Platz dahinter, um den sich vier weitere Gebäude gruppieren, alle ausschließlich zum Wohnen. Die ersten Aufbauarbeiten, wenn man so will, haben vor Kurzem begonnen. Elektriker sind dabei, eine neue Trafostation nahe der Schulkenstraße zu installieren, damit die alte auf dem Gelände abgeschaltet und abgebaut werden kann. In zwei Wochen soll es so weit sein.

 

Weser Kurier vom 18.03.2022

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