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Das Areal LESUM-PARK hat einen bedeutsamen geschichtlichen Hintergrund. Nach Ende des 2. Weltkrieges waren hier u.a. rund 212.000 Auswanderungswillige im „Camp Lesum“, dem späteren „Bremer Überseeheim Bremen-Lesum“ untergebracht, bevor sie ihre Reise von Bremerhaven aus nach Übersee in ihre neue Heimat angetreten sind.

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Gegenwart trifft Geschichte

Lokales

Burglesum. Über Jahre ist darüber diskutiert worden, wie der Lesum-Park mal werden sollte – jetzt wird daran erinnert, was auf dem sieben Hektar großen Gelände mal war: ein Überseeheim, eine Kaserne, eine Anlaufstelle für Flüchtlinge. Nachzulesen auf einer Stele, die seit Kurzem auf einem Platz steht, den es vor Monaten an der Charlotte-Wolff-Allee noch nicht gab. Beide bilden, wenn man so will, den Abschluss des Quartiersprojektes. Zehn Jahre haben Planung und Bau des neuen Lesumer Viertels gedauert. Auch das steht auf der neuen Stele.

In der vergangenen Woche ist sie aufgestellt, in dieser eingeweiht worden. Ortsamtsleiter Florian Boehlke ist da, Edith Ostendorff vom Heimatverein und Thorsten Nagel, Chef der Projektentwicklergesellschaft Procon. Sie hat den Lesum-Park geplant. Nagel sagt, dass das Gelände früher ein abgesperrtes Gelände war. Und dass ihm nicht nur daran gelegen war, die Fläche zu einem Wohn- und Geschäftsquartier zu machen. Sondern auch den Leuten zu verdeutlichen, die jetzt dort wohnen und arbeiten, wie geschichtsträchtig das Areal ist.

Dass er mit den Lesumer Hobbyhistorikern gesprochen hat, merkt man gleich. Nagel nennt Jahreszahlen und Ereignisse, die nicht auf der Stele stehen. In der Hand hält er ein Buch, das der Heimatverein veröffentlicht hat. Ostendorff, die zum Vorstand gehört, freut sich darüber, dass nun jeder lesen kann, was wann und wo auf dem Areal vor Jahrzehnten einmal war. Und dass jemand, der mehr erfahren will, als auf der Tafel steht, bloß ein Smartphone braucht: Ein QR-Code führt auf spezielle Internetseiten des Vereins, die sich mit der Geschichte des Geländes beschäftigen.

Nagel und Boehlke sagen, dass sie das Areal schon länger kennen. Aber nicht so lange, wie die Jahreszahlen der Historiker zurückreichen. Der geschichtliche Abriss beginnt mit 1950, als der Umbau der früheren Lesumer Flakkaserne zu einer Siedlung für befreite ehemalige Zwangsarbeiter startet. Der Heimatverein hat alles recherchiert: Wie lange die Arbeiten dauerten – sechs Monate. Wie viele Menschen auf der Baustelle waren – rund 1000. Wie viel das Vorhaben gekostet und wie viele Gebäude entstanden sind – sechs Millionen Mark und 101 Häuser.

Aus der Siedlung wurde später das größte Quartier, in dem Flüchtlinge und Vertriebene unterkamen, ehe sie Deutschland verließen. Und aus dem sogenannten Camp Lesum schließlich das Bremer Überseeheim. Nach Angaben des Heimatvereins war es für 200.000 Menschen die vorletzte Station in Deutschland, bevor es nach Bremerhaven und von dort mit dem Schiff nach Übersee ging. Sechs Jahre war die Siedlung eine reine Auswanderer-Siedlung. Dann übernahm die Bundeswehr den westlichen Teil. Sie machte ihn zur Wilhelm-Kaisen-Kaserne.

In den Siebzigern und Achtzigern war sie nicht nur für Soldaten da, sondern auch für Flüchtlinge und Spätaussiedler. Sie kamen aus der DDR, Polen, Ungarn, Rumänien und der Sowjetunion. Im Jahre 2002 wurde die Kaserne schließlich geschlossen und das Gelände dann neun Jahre später von Procon gekauft. Auf der Stele steht, dass 2021 die letzten Häuser im Lesum-Park fertig wurden. Über Jahre war er eines der größten Bauvorhaben im Bremer Norden. Thorsten Nagel sagt, dass 550 Menschen in dem Quartier wohnen und 230 Arbeitsplätze entstanden sind. Auch die Procon-Gruppe ist jetzt dort. Sie hat ihren Sitz in einem Gebäude gegenüber der Stele.

Weser Kurier vom 05.04.2022

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