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Das Architekturbüro Schönborn Schmitz Architekten aus Berlin gewinnen in Zusammenarbeit mit QuerfeldEins Landschaft, Städtebau, Architektur PartGmbB aus Dresden den Wettbewerb um den besten städtebaulichen Entwurf für das Steingut-Quartier.

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Vegesack. Über Monate haben sechs Planungsbüros aus Bremen, Berlin, München und Frankfurt an Konzepten gearbeitet, die aus dem Steingut-Gelände ein Quartiersgelände machen sollen – am Dienstag sind ihre Entwürfe öffentlich vorgestellt worden. Rund 150 Anwohner, Politiker, Behördenvertreter und Architekten waren der Präsentation im Internet zugeschaltet. Genauso wie die Juroren, die am Mittwoch zu entscheiden hatten, welcher Wettbewerbsbeitrag der beste ist und die Basis für den Bebauungsplan eines der größten Vorhaben in Bremen sein soll.

Die Investoren Thorsten Nagel und Olaf Mosel wollen ein Gebiet für so viele Bremer entwickeln, dass die Stadt in das Projekt eingestiegen ist. Bis zu 1000 Menschen sollen auf dem zehn Hektar großen Gelände in Grohn leben und arbeiten, das mal Firmengrund der Steingut AG war und jetzt nach den Worten der Bündnispartner zu einem neuen Ort der produktiven Stadt werden soll. Wohnen und Gewerbe soll auf eine Art verbunden werden, die es so im Stadtgebiet noch nicht gibt. Wie die Symbiose aussehen könnte, zeigen erstmals die Entwürfe. Was sie eint – und was sie unterscheidet. Die Arbeiten der Büros, deren Namen aus Wettbewerbsgründen den Konzepten bei der Präsentation nicht zugeordnet werden durften, im Überblick:

Entwurf 1: Mehrere Entwürfe sehen Gebäude mit Innenhöfen vor, dieser Entwurf jedoch mehr als andere. Die Planer sprechen von Handwerkerhöfen, weil sie Wohnen und Arbeiten kombinieren. Wie bei fast allen Konzepten sind auch bei diesem Plan die meisten Gewerbeimmobilien im Norden des Geländes angeordnet, weil es dort wegen der Bahnstrecke ohnehin lauter zugeht als auf dem restlichen Grundstück. Viele Büros haben daher im Süden die meisten Wohnhäuser eingeplant. Die Hauptroute für Autos und Lastwagen verläuft parallel zu den Gleisen, wo auch die meisten Parkgaragen vorgesehen sind. Die Erschließung des Gebietes erfolgt über zwei Zufahrten von der Schönebecker Straße. Ins Quartier geht es auf Rad- und Fußwegen. Der Entwurf sieht eine Grundschule und eine Kita im Osten und einen weiteren Kindergarten im Westen vor. Die Zahl ist eine Vorgabe.

Entwurf 2: Der Plan hat etwas, was sonst kein anderer hat: Im Nordosten, wo bei allen Konzepten quasi der Haupteingang ins Quartier vorgesehen ist, gibt es ein Gebäude mit einem Aufzug. Er soll dafür sorgen, dass jeder, der ohne Auto vom Brückenbereich der Schönebecker Straße kommt, keine Treppen zu überwinden hat. Auch bei diesem Konzept sind die meisten Stellplätze im Norden. Die Architekten sprechen von Mobilitätsstationen, weil sie zugleich Car- und Bike-Sharing möglich machen sollen. Die Frei- und Grünflächen sind bei allen Konzepten dreigeteilt: in öffentliche Plätze sowie öffentliche und private Grünzonen. Dieser Entwurf sieht einen Grünstreifen von Südwesten bis Südosten vor. Auch die Waldzone nahe der Claus-Hinrich-Straße soll erhalten bleiben. Die Schule und die Tagesstätten sind bei diesem Konzept im westlichen Teil des Grundstücks eingezeichnet.

Entwurf 3: Bei fast allen Plänen erfolgt die Erschließung des Gebietes ausschließlich über zwei Zufahrten von der Schönebecker Straße, bei diesem allerdings nicht. Er hat eine weitere Anbindung über den Kücksberg. Die Anwohner bekommen, wenn man so will, neue Nachbarn auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dort haben die Stadtplaner mehrere Reihenhäuser angeordnet. Die Zufahrt über den Kücksberg ist keine Zufahrt ins Quartier. Sie endet sozusagen bei den Reihenhäusern. Diesen Gebäudetyp sehen fast alle Entwürfe vor. Wie auch alle einen Teil der industriellen Bestandsbauten erhalten, insbesondere einen Hallenabschnitt, der in der östlichen Hälfte des Grundstücks liegt und sich von Norden nach Süden erstreckt. Aus ihm wollen die meisten Planungsbüros eine Art Zentrum für das Quartier machen. Darum ist die öffentliche Freifläche in diesem Bereich bei vielen auch am größten.

Entwurf 4: In diesem Konzept wird der Verkehr fürs Gewerbe nicht nur entlang der Gleisstrecke geführt und damit von Osten nach Westen, sondern auch von Norden nach Süden. Die Architekten sprechen von einem produktiven Campus. Die Gebäude an den Verkehrsflächen sind niedriger als bei den meisten anderen Entwürfen. Während einige auf bis zu acht Geschosse kommen, sind es bei diesem Plan maximal fünf. Wie bei allen Entwürfen gibt es Sonderformen des Wohnens, was mal einen speziellen Service beinhaltet, mal die Unterbringung einer bestimmten Nutzergruppe bedeutet, etwa Handwerker auf Montage. Für die Fahrzeuge von Bewohnern und Besuchern gibt es mehrere Tiefgaragen. Fast alle Entwürfe sehen welche vor, dieses Konzept mit die meisten. Sie sind sowohl unter Mehrparteiengebäuden im Osten vorgesehen wie unter Reihenhäusern im Süden.

Entwurf 5: Bei diesem Plan fällt eines sofort auf: die Form der Gebäude. Alle sind lang gezogen und sehen deshalb von oben wie Riegel aus. Die Planer wollen damit an die Struktur der schmalen Hallen der Steingut AG erinnern. Auf dem Gelände verlaufen die Verkehrsachsen nicht nur von Osten nach Westen, sondern auch von Norden nach Süden. Die Frei- und Grünflächen staffeln sich quasi: Erst kommen die öffentlichen Plätze, dann das öffentliche Grün und weiter im Süden die privaten Gärten der Bewohner. Außer von einer Grundschule und zwei Kindergärten wird auch von einem Ärztehaus ausgegangen. Und davon, dass nicht viele Gebäude hoch sein müssen. Bei diesem Entwurf gibt es nur einen Komplex, der auf acht Geschosse kommt – und viele Häuser, die drei oder weniger Etagen haben. Zu ihnen gehören auch die Schule und die Tagesstätten.

Entwurf 6: Die größten und wuchtigsten Gebäude sind bei diesem Konzept im Norden angeordnet, quasi als Bollwerke gegen den Bahnlärm. Alle haben Garagen im Erdgeschoss. Und alle sind entweder fürs Wohnen oder fürs Arbeiten vorgesehen, eine Mischform gibt es bei ihnen nicht. Der Entwurf sieht mehr Wohnhäuser als Gewerbeimmobilien vor. Unterm Strich gibt es nur zwei Gebäude, die ausschließlich Firmen und Betrieben vorbehalten sind. Im Westen des Geländes ist ein Biotop geplant. Ein Grünzug verläuft an der südlichen Geländekante entlang. An ihn grenzen im Osten die Schule und ein Kindergarten und im Westen die zweite Tagesstätte. Wie auch bei den anderen Entwürfen erfolgt die Erschließung über die Schönebecker Straße. Allerdings liegen die Zufahrten bei diesem Plan weiter auseinander als bei anderen Konzepten.

Und der Gewinner ist...

Die Jury hat sich nach einer ganztägigen Sitzung am Mittwochabend für den Entwurf der Berliner Architekten Schönborn und Schmitz (Entwurf 6) unter Beteiligung des Landschaftsarchitektenbüros Querfeldeins entschieden. „Die besonderen Stärken des mit dem 1. Preis ausgezeichneten Konzeptes sind die zukunftsfähige Nutzungsmischung, eine interessante Gebäudetypologie für die Themenfelder Wohnen und Arbeiten im Sinne der Produktiven Stadt, der sensible Umgang mit dem Bestand und das kluge Erschließungs- und Freiraumkonzept“, argumentierte die Jury. Auf Grundlage dieses Konzeptes soll nun der Bebauungsplan für das Quartier erarbeitet werden. Insgesamt sechs Architekturbüros haben sich an dem Wettbewerb beteiligt. Neben dem Sieger gehörten auch die beiden Bremer Unternehmen Westphal und Wirth, die Münchner Gruppe Bogevisch, das Berliner Teleinternetcafé sowie Raumwerk aus Frankfurt am Main zu den Teilnehmern. Das Preisgericht setzte sich unter anderem aus der Senatsbaudirektorin Iris Reuther sowie Ingrid Spengler vom Büro Spengler-Wiescholek aus Hamburg sowie aus Matthias Rottmann vom Büro De Zwarte Hond aus Köln zusammen. Außerdem gehörten die beiden Investoren des Projektes, Thorsten Nagel und Olaf Mosel, dem Gremium an.

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