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Eine in Auftrag gegebene Studie, basierend auf der Tag-Nacht-Gleiche am 21. März, befasst sich mit der Besonnung und Verschattung des Areals. Auch das Thema Lärm wird gutachterlich bearbeitet, um den Anwohnern ihre Sorgen zu nehmen.

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Sorge vor Schattenwurf

Grohn. Schon vor der Einwohnerversammlung zum geplanten Steingut-Quartier war deutlich, welches Thema die Menschen besonders bewegt: Werden die blockartigen Carrées auf dem Areal die Grundstücke an der Vegesacker Heerstraße verschatten? Um eine Antwort auf diese Frage liefern zu können, hat Investor Thorsten Nagel eine Studie in Auftrag gegeben und das Ergebnis am Mittwochabend vorstellen lassen.

Die Studie basiert auf einer Simulation für den Stichtag 21. März. „Es gibt eine DIN-Norm, die die Tag-Nacht-Gleiche, also den 21. März, als Grundlage für die Bewertung von Besonnung und Verschattung empfiehlt“, sagte Nicole Braun vom zuständigen Büro BPW Stadtplanung. „Die Simulation zeigt, dass es den ganzen Tag über zu keiner Verschattung durch die geplanten Gebäude in der Nachbarschaft kommt.“ Das gelte auch für die Grundstücke nördlich der Bahnlinie, deren Gärten nach Süden ausgerichtet seien.

Die Anwohner überzeugte das Gutachten allerdings nicht. „Am 21. März steht die Sonne ganz woanders als beispielsweise Mitte Februar oder im November“, sagte ein Teilnehmer der Videokonferenz. Im Sommer sei das Problem nicht so gravierend wie im Winter, wo die Schatten deutlich länger seien. Auf einer Internetseite ließe sich feststellen, wie die Schatten bei welcher Gebäudehöhe fallen. „Mir wurde bisher allerdings noch nicht mitgeteilt, wie hoch die Gebäude überhaupt werden sollen. Nicht in Stockwerken, sondern in Metern“, kritisierte er. Diese Information sei auch deshalb wichtig, da das Gelände eine Höhe von sieben Metern habe, die zur Gebäudehöhe dazugerechnet werden müsse.

Die unterschiedlichen Geländehöhen wurden bei der Studie berücksichtigt, bestätigte Braun. „Dieser Umstand ist bekannt“, sagte sie. „Wir haben Höhenpunkte der Vermesser aufgenommen, um die Gegebenheiten richtig abbilden zu können.“ Die Gebäude, die parallel zur Bahnlinie verlaufen sollen, würden unterschiedliche Höhen haben, informierte Thorsten Nagel. „Im Osten könnte es mit einem siebengeschossigen Bauwerk losgehen.“ Für die übrigen Gebäude seien zwischen vier und fünf Etagen vorgesehen. Pro Geschoss würde eine Höhe von drei bis 3,50 Meter veranschlagt werden. „Bei einem fünfgeschossigen Gebäude ergibt sich eine Höhe von ungefähr 17 Metern“, erläuterte der Investor.

Das Problem der Verschattung in den Wintermonaten sah Thorsten Nagel indes nicht. „Wenn wir uns den Wetterverlauf in Bremen anschauen, stellen wir fest, dass die Sonne zwischen November und Januar nur sehr selten zu sehen ist“, sagte er.

Das Thema Verschattung bewegte einen weiteren Anwohner noch aus einem anderen Grund. „Einige Bewohner wollen erneuerbaren Energien nutzen und investieren deshalb in Solaranlagen“, sagte er. Sollte die Bebauung auf der anderen Bahnseite dazu führen, dass die Anlagen nicht mehr mit ausreichend Sonnenlicht versorgt werden, sei das mehr als ungünstig für die betroffenen Nachbarn. „Nicht nur die Sonnenstrahlung bringt Energie, sondern auch das Tageslicht“, so der Anwohner. „Deshalb spielen auch die Wintermonate eine wichtige Rolle.“

Lars Lemke vom Büro BPW Stadtplanung verwies darauf, dass bei diesem Projekt eine Industriefläche nachgenutzt werde. „Dass Flächen nachgenutzt werden, ist im Sinne des Naturschutzes und des Baurechtes“, sagte er. Da Wohnraum knapp ist, müsse eine gewisse Dichte entstehen, die mit einzelnen Häusern nicht zu erreichen sei. „Wenn man im innerstädtischen Bereich nachnutzt, dann ist mit einer zunehmenden Verschattung für die Nachbarschaft zu rechnen, die auch hingenommen werden muss“, so Lemke. Wie sich ein Neubau auf die Umgebung auswirkt, müsse für einen Bauantrag geprüft werden. „Wenn die Abstände eingehalten werden, ist das Vorhaben der Rechtsprechung zufolge im Grundsatz für die Nachbarschaft verträglich“, sagte Lars Lemke.

Neben der Verschattung beschäftigt die Anwohner aber auch das Thema Lärm. Hierbei ging es unter anderem um den zu erwartenden Autoverkehr sowie die beiden Kitas und die Grundschule. Um die Nachbarschaft vor Lärm zu schützen, wird aktuell ein Lärmgutachten erstellt, sagte René Kotte, Referatsleiter für Stadtplanung im Bauamt Bremen-Nord. „Das Lärmgutachten beschäftigt sich aber ausschließlich mit dem Verkehrslärm, nicht mit den Kitas und der Schule“, so der Behördenchef. „Nach unserer Definition geht von Kindern kein störender Lärm aus.“

Ob tatsächlich eine Grundschule auf dem Areal entsteht, sei bisher aber noch nicht sicher. Zum jetzigen Zeitpunkt sei lediglich eine Fläche für die Bildungseinrichtung reserviert worden. Auch wenn es außer Frage stehe, dass die Zahl der Schüler durch das neue Quartier steigen wird, stehe noch nicht fest, wo die Kinder beschult werden. „Hier führen wir eine Diskussion im Rahmen der Schulausbauplanung“, sagte Kotte. Die Gespräche sollen Mitte des Jahres abgeschlossen sein. „Im Augenblick ist noch nicht absehbar, ob sich eine Schule im Steingut-Quartier realisieren lässt oder ob andere Schulstandorte ausgebaut werden“, so der Behördenvertreter.

Pandemiebedingt musste die Einwohnerversammlung virtuell stattfinden. Wer sich deshalb nicht einbringen konnte, hat die Gelegenheit, sich schriftlich an das Bauamt Bremen-Nord zu wenden. Fragen, Anregungen und Bedenken nimmt die Behörde bis einschließlich 2. April entgegen.

 

Weser Kurier vom 17.03.2022

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